In einer Welt, in der Kinder im Schlaraffenland der Emotionen leben, fühlt sich Erziehung oft an wie ein Sturm im Wasserglas. An einem ruhigen Sonntagnachmittag, als die Pläne noch offen waren, fanden sich meine beiden Kinder plötzlich in einem Streit wieder, der die entspannte Stimmung in unserem Zuhause zu bedrohen schien.
Optimistisch dachte ich, ich könnte den Streit schlichten. Nach mehreren Versuchen, als Schiedsrichterin den Konflikt friedlich zu lösen, stellte ich jedoch fest, dass meine diplomatischen Fähigkeiten etwa so wirkungsvoll waren wie ein Regenschirm im strömenden Regen.
„Ach, nicht schon wieder…“, dachte ich, während die Grenzen, die ich gesetzt hatte, einfach ignoriert wurden. Irgendwann kam der kritische Punkt, an dem ich meine Gelassenheit verlor.
„Konsequenzen sind jetzt angesagt!“, rief ich aus und fühlte mich dabei wie eine Marionettenspielerin in einer überinszenierten Vorstellung.
„Spielverbot für eine Woche für dich!“ und „Videoverbot für eine Woche für dich!“ brüllte ich, als wäre dies eine Reality-Show über konsequente Eltern.
Es trat eine Stille ein.
Nach einer Weile kam mein Sohn zu mir und sprach mit einer Ruhe, die ich in dieser Intensität bisher nicht von ihm kannte.
„Mama, schau mal“, begann er, „wenn ich anders reagieren könnte, würde ich es tun. In dem Moment konnte ich nicht anders. Ich will lernen, und ich werde es auch tun, nur es geht nicht so schnell, wie du es dir vorstellst.“
In diesem Moment wurde mir die Zartheit eines Kindes noch klarer. Die Worte meines Sohnes klangen in meinen Ohren wie Musik – oder vielleicht eher wie ein Jazzsolo, das ein bisschen schief, aber voller Leidenschaft war.
„Ich finde es unfair, dass ich eine Konsequenz bekomme, die mir nicht hilft.“
Ich blieb still, erleuchtet von der Erkenntnis, dass auch ich in dem Moment nicht besser handeln konnte.
Sein Appell traf mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
Sehen wir es realistisch: Kinder lernen viel mehr durch Liebe, Verständnis und Geduld!
So beschloss ich, weiterhin konsequent zu sein – aber nicht gegenüber meinen Kindern, sondern mir selbst. Wenn ich Fehler mache, will ich diese korrigieren. Und so hob ich die verhängten Konsequenzen auf. Anstatt mit Regeln und Strafen zu reagieren, gab ich meinem Sohn die Freiheit, aus seinen eigenen Erfahrungen zu lernen.
Aber auch in solchen Momenten des Streits können die wertvollsten Lektionen verborgen sein – wenn wir bereit sind, sie zu erkennen.
An diesem Nachmittag erlebten wir ein echtes Win-Win: Mein Sohn konnte seine Sichtweise ruhig darlegen, fühlte sich gehört, verstanden und geschätzt. Diese Auseinandersetzung schenkte uns Vertrauen, Verständnis und Liebe.
Und so wissen wir, dass jeder Streit uns einen Schritt näher zur Harmonie bringen kann.